Recycling, erneuerbare Materialien und Führung – was wir gelernt haben

Max Menzel, Head of Sustainability & Technical Customer Service

 

Es gibt vieles, das die meisten Leute nicht über Edelstahl wissen – wie beispielsweise, dass seine Korrosionsbeständigkeit auf der Fähigkeit zur „Selbstheilung“ beruht, oder dass er ein extrem beliebtes Material für Kunstobjekte ist. Viele Menschen gehen zum Beispiel davon aus, dass Edelstahl aufgrund seines Aussehens häufig in Küchenanwendungen verwendet wird, obwohl hygienische Aspekte und seine Wärmeleitfähigkeit der wirkliche Grund sind. Doch die größten Irrtümer drehen sich um Edelstahl und die Umwelt.


Stahlproduktion in all ihren Formen wird oft als schmutzig, verschwenderisch, umweltschädlich, kohlenstoffintensiv und nicht nachhaltig angesehen. Um fair zu sein: konventionelle Produktionsmethoden waren über lange Zeit der Stahlgeschichte hinweg vieles davon. Doch das muss heute nicht mehr so sein. Die wichtigsten Akteure der Branche leisten Pionierarbeit für innovative Lösungen zur Dekarbonisierung und treiben den Fortschritt in der Kreislaufwirtschaft voran. Outokumpu ist einer von ihnen.

Doch kann ein Stahlhersteller wirklich führend in Sachen Nachhaltigkeit sein? Lassen Sie uns einen Blick darauf werfen:

Recycling & Zirkularität im Zentrum unserer Geschäftstätigkeit

Vereinte Nationen, Weltwirtschaftsforum, Europäische Union und viele andere sind sich einig: Um eine gesunde und gerechte Zukunft für die Menschheit zu gewährleisten, ist eine grundlegende Wende hin zur Kreislaufwirtschaft notwendig. Dies ist seit einiger Zeit Konsens, aber viele Unternehmen hinken bei der Zirkularität noch hinterher. Outokumpu hingegen ist einer der Vorreiter.

Global gesehen verlassen sich die meisten Edelstahlhersteller in hohem Maße auf Neumaterial als Hauptbestandteil, während europäische Produzenten bereits größtenteils auf recycelten Stahl setzen, wobei Outokumpu führend ist. Alle mit unserer Produktion verbundenen Materialströme werden sorgfältig verwaltet, um unnötigen Abfall zu vermeiden, und wir tun unser Bestes, um so viele Nebenprodukte wie möglich vollständig zu recyceln und wiederzuverwenden. Unser Edelstahlwerk im finnischen Tornio ist das größte Zentrum für Materialrecycling in Europa und ermöglicht es uns, jährlich Tausende von Tonnen Schrott zu recyceln. In der Praxis bedeutet dies, dass der Recyclingmaterialanteil unseres Edelstahls im Durchschnitt bei über 90 Prozent liegt und im Jahr 2022 mit 94 Prozent einen Höchststand erreicht hat.

Wir suchen auch aktiv nach Möglichkeiten, mit anderen Unternehmen und Branchen zusammenzuarbeiten, um die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben. Die Forstindustrie produziert beispielsweise eine erhebliche Menge erneuerbare, biobasierte Abfälle und Reststoffe. Einige dieser Nebenprodukte können in die Edelstahlherstellung integriert werden, wodurch die Möglichkeit einer falschen Handhabung dieser Nebenprodukte ausgeschlossen und unsere eigene Abhängigkeit von frischen Rohstoffen verringert wird. Wir beziehen uns hier auf die Verwendung von Biokoks anstelle von herkömmlicher Kokskohle. Ein anderes Beispiel ist die Konsumentenseite, wo wir ebenfalls Partnerschaften formen, um die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben, damit gewährleistet ist, dass wir das Gute in der Wertschöpfungskette beibehalten.

Unser Edelstahlwerk im finnischen Tornio ist das größte Zentrum für Materialrecycling in Europa und ermöglicht es uns, jährlich Tausende von Tonnen Schrott zu recyceln.

Wenn der gesamte Edelstahl aus Circle Green bestehen würde, würde dies den globalen CO2-Fußabdruck um 250 Millionen Tonnen verringern – jedes Jahr


Der Optimismus und die Leidenschaft von Outokumpu für Zirkularität lassen sich zum Teil der Tatsache zuschreiben, dass Edelstahl selbst ein Material ist, das sich nicht nur durch seine Langlebigkeit auszeichnet, sondern auch zu 100 Prozent recycelbar ist. Edelstahl wird dank seiner natürlichen Eigenschaften in einer Vielzahl von Anwendungen eingesetzt und ist ein Kernmaterial, auf dem die Gesellschaft aufbaut – und kann unbegrenzt verwendet werden. Produkte aus Edelstahl können eine Lebensdauer von bis zu 100 Jahren erreichen, wohingegen andere Materialien (z. B. Kohlenstoffstahl) nach 10 bis 15 Jahren ersetzt werden müssen. Die Herausforderung besteht darin, Produktions- und Lieferprozesse so zu verändern, dass nicht nur das Material selbst nachhaltig ist, sondern auch die gesamte Wertschöpfungskette.

All dies – Recycling, wachsende Zirkularität, aber auch den Einfluss von Lieferketten zu handhaben – sind Treiber für ein anderes entscheidendes Ziel nachhaltiger Entwicklung: die Reduktion von Emissionen. Je mehr recycelte Materialien wir verwenden, umso weniger Abfall entsteht. Und je besser wir den Bedarf an frischem Material steuern, umso geringer sind die CO2-Emissionen, die wir produzieren. Gleichermaßen erlaubt uns eine strategisch wirksame Nutzung von Möglichkeiten bei Lieferung und Verteilung, unseren CO2-Fußabdruck über alle Scopes hinweg zu verringern. 2022 waren wir hocherfreut, eine neue Produktlinie, Circle Green, auf den Markt zu bringen, die die geringste Kohlenstoffintensität aller Edelstahlprodukte weltweit und einen um bis zu 92 Prozent geringeren CO2-Fußabdruck als der globale Durchschnitt hat. Auf alle Produkte gerechnet, liegt unser CO2-Fußabdruck inzwischen um mehr als 70 Prozent unter dem globalen Durchschnitt.


Was ist heute von einem erfolgreichen Unternehmen gefordert?


Recycling und Zirkularität sind das, worüber wir am meisten sprechen, denn sie sind grundlegend für unser Produkt- und Geschäftsmodell. Doch unsere Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit umfassen weitaus mehr. Nachhaltige Beschaffung, Energieeffizienz, Wassermanagement, Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz, Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion, und die kontinuierliche Entwicklung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehören zu unseren Prioritäten und sind integraler Bestandteil all unserer Entscheidungen. Wir engagieren uns in Initiativen und sind Mitglied in kleinen und großen Organisationen, lokal wie global, um unseren Einfluss auf die Welt besser verstehen und handhaben zu können – denn wir glauben, dass dies heute von erfolgreichen Unternehmen gefordert ist.

Wir sind bestrebt, viele der Wahrnehmungen rund um die Herstellung zu verändern (nämlich, dass sie nicht nachhaltig gestaltet werden kann). Aber wir möchten auch, dass unsere Nachhaltigkeitsgeschichte über Branchen und Regionen hinausgeht. Vor diesem Hintergrund haben wir aus unseren bisherigen Erfahrungen drei Lehren gezogen, die wir gerne weitreichend mit Organisationen jeder Größe und Art teilen möchten:

1. Zirkularität fußt auf Partnerschaften und Zusammenarbeit

Zirkularität ist nicht immer eine einfache Option. In vielen Fällen kann sie nur durch Innovation und Partnerschaften erschlossen werden. Und für einige Organisationen kann selbst die Identifizierung von Möglichkeiten für zirkuläre Methoden oder Prozesse eventuell umfangreiche Analysen erfordern. Trotzdem ist Zirkularität nach wie vor eine der einfachsten und offensichtlichsten Lösungen zur Stärkung nachhaltiger Wertschöpfungsketten. Die Förderung von Recycling und anderer Formen der Kreislaufwirtschaft bedeutet, die Ressourceneffizienz zu maximieren, die Umweltauswirkungen zu begrenzen und dabei auch die Emissionen zu reduzieren.

Selbstverständlich müssen alle Wertschöpfungsketten zirkulär sein, um zu gewährleisten, dass Produkte am Ende ihres Lebenszyklus ihren Weg zurück zu ihrem Anfang finden. Neue Arbeitsweisen, neue Partnerschaften und gemeinsame Werte sind erforderlich, um diese Vorteile voll auszuschöpfen. Obwohl unsere Erfahrung uns lehrt, dass kein Unternehmen dieses Ziel allein vorantreiben kann, sondern es der Zusammenarbeit bedarf, ist Outokumpu heute bereits nah an wirklicher Kreislaufwirtschaft.

2. Man kann nicht zu viel tun, aber kleine Schritte unterstützen den Weg

Die Uhr tickt und wir müssen das Tempo beschleunigen, wenn wir eine lebenswerte Zukunft auf unserem Planeten sichern wollen. Deshalb gibt es bei Nachhaltigkeit kein „zu viel“. Outokumpu hat die bestehenden Grenzen bis ans Limit ausgereizt, um einen nachhaltigen Stahl anzubieten, den der Markt nicht erwartet hat. Circle Green verändert das Potenzial zur CO2-Vermeidung bei der Bearbeitung von Edelstahl vollständig. Das ist ein großer Schritt, der das Unternehmen als Vorreiter und unbestrittenen Vordenker bei nachhaltigem Edelstahl positioniert. Gleichzeitig ist dies nur möglich, weil wir seit Jahrzehnten in kleinen Schritten im Hintergrund in all unseren Prozessen nachhaltiger werden. Es spielt keine Rolle, womit Sie beginnen, aber jetzt ist es an der Zeit, Ihr Unternehmen in eine nachhaltige Zukunft zu führen.

3. Sich nur auf Recycling zu konzentrieren, ist nicht die Lösung

Bei aller Schwerpunktsetzung auf Zirkularität und Recycling sollten wir nicht vergessen, was wir nicht recyceln können. Für Edelstahl eine Recyclingquote von 100 Prozent zu erreichen, ist kein realisierbares Ziel, da die Nachfrage nach wie vor steigt. Aus diesem Grund konzentriert sich Outokumpu auch auf primäre Materialquellen wie Nickel und Chrom als wesentliche Bestandteile von Edelstahl, um deren Emissionen zu reduzieren. Einerseits erfordert dies die Bewertung und Verwaltung unserer Lieferantenbasis und andererseits die Dekarbonisierung unserer eigenen Ferrochrom-Betriebe.

Outokumpu hat die bestehenden Grenzen bis ans Limit ausgereizt, um einen nachhaltigen Stahl anzubieten, den der Markt nicht erwartet hat. Circle Green verändert das Potenzial zur CO2-Vermeidung bei der Bearbeitung von Edelstahl vollständig.

— — —

Kann ein Stahlhersteller auch führend in Sachen Nachhaltigkeit sein? Wir glauben nicht, dass es möglich ist – wir wissen es. Gemeinsam mit unseren Partnern hoffen wir, nur die Speerspitze zu sein und eine nachhaltige Transformation für die gesamte Branche und darüber hinaus anzuführen.